13. Rosas Offenheit

Ihr Lachen verrät sie: Die vielen Schicksalsschläge haben Rosa Obrist die Freude am Leben nicht nehmen können. Im Gegenteil.

Bruna hat das Treffen mit ihrer Mutter arrangiert. Als ich mich auf den Weg zu Rosa machte, war ich im Zustand spannender Erwartung. Die Worte, „meine Mama will nicht länger schweigen, jetzt möchte sie endlich von ihrer Vergangenheit erzählen“, die Bruna mich bereits hat wissen lassen, bahnten sich ihren Weg in mein Bewusstsein, während ich im Auto sitze und meinen Wagen zu Rosas Zuhause lenke.

Viele Schicksalsschläge

Ihre Mutter habe eine Reihe von Schicksalsschlägen in ihrem Leben erleiden müssen, hatte mir Bruna erzählt. Sie selbst sei ebenso davon in Mitleidenschaft gezogen worden, da es für sie als Kind nicht immer einfach war, das Verhalten der Mama zu verstehen. Dass die Mama über bestimmte Themen nicht sprechen wollte, weil sie zum einen zu sehr schmerzten, zum anderen, weil die Strapazen des Lebens es nicht zuließen, dass man viel Zeit auf Selbstbemitleidung hätte verschwenden können, das, so gestand Bruna, habe sie erst verstanden, als sie selbst eine erwachsene Frau geworden war.

Zeit, das Schweigen zu brechen

Die Freundlichkeit, die mir bereits aus Brunas Augen entgegen strahlte, sehe ich auch in den Augen von Rosa. Ich setzte mich zu ihr auf den Divan. Die Bilder im Fotoalbum vor uns hatten Rosa schnell in ihre Erinnerungen vertieft, und sie begann zu erzählen von der „plärreten“ Not damals überall in den kinderreichen Bauersfamilie, von der Schufterei, davon, dass man vor Schläge nicht sicher war und auch nicht vor Zudringlichkeiten aller Art. Das Angebot, nach Rom zu gehen, bot endlich eine Perspektive. Sie verliebte sich in diese Stadt, fand ihre große Liebe und erneut eine bittere Enttäuschung. Ich bewundere Rosas Offenheit. Und ich bin voll Dankbarkeit, weil ich weiß, dass es diese Offenheit ist, die es mir ermöglicht, selbstverständlich mit dem unbedingten Taktgefühl und dem nötigen Respekt, Inhalte zu formulieren, derer man bedarf, will man für sich in Anspruch nehmen, über Wahrheit zu schreiben, darüber, wie es wirklich gewesen ist.

 

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2 Kommentare

  1. Liebe Sabine
    habe heute meiner mama diesen text vorgelesen. sie war zu Tränen gerührt. Danke danke u glg von rosa und bruna. Wir freuen uns auf das Buch ❤️

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